Panax Ginseng
Pflanze für die ewige Jugend
Der Echte Ginseng (= Koreanischer Ginseng, Panax ginseng) ist schon seit mehr als 2000 Jahren ein wichtiger Bestandteil der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Er dient dort als Stärkungsmittel zur Aktivierung der Lebensenergie Qi. Im 17. Jahrhundert gelangte der Ginseng durch niederländische Seefahrer nach Europa. Schnell verbreitete sich der Ruf, der Ginseng habe fantastische Wirkungen: Er könne Alterserscheinungen und Gebrechen beheben; er wirke lebensverlängernd und erhöhe Stärke und Potenz. In Königs- und Adelshäusern wurde er daraufhin zum Objekt der Begierde. Vor allem am Hofe des französischen Sonnenkönigs Ludwig IV. entstand ein wahrer Ginseng-Boom. Sogar der wissenschaftliche Pflanzenname „Panax“ steckt voller Überschwang. Leitet er sich doch vom griechischen Wort für „allheilend“ ab.
Wertvoller als Gold
Die Begeisterung für das fernöstliche Wundermittel beschränkte sich früher aus gutem Grund auf Könige und Adlige. Ginseng war lange Zeit wertvoller als Gold. Das lag nicht nur am weiten Weg von den heimatlichen Bergwäldern Koreas und Chinas bis nach Europa. Wilder Ginseng wächst außerdem sehr langsam. So dauert es in der Natur über 100 Jahre, bis die Pflanze das begehrte Heilmittel fertig ausgebildet hat: die circa zwölf Zentimeter lange Wurzel.
Die „Menschenähnliche“
Die eigenartige Gestalt der Ginsengwurzel erregt leicht die Fantasie. So ist das rübenartige Gebilde meist ab der Mitte zwei- oder mehrfach zerteilt und erinnert oft an einen Körper mit Gliedmaßen. Häufig trägt die Wurzel oben noch einen abgesetzten Achsenrest – ähnlich einem kleinen Kopf. Kein Wunder also, dass die Bezeichnung „Menschenwurzel“ geprägt wurde. Auf die Wurzelgestalt bezieht sich auch der Name „Ginseng“, denn er leitet sich aus dem chinesischen Wort für „menschenähnlich“ ab.
Heute eine Kulturpflanze
Im Vergleich zur Wurzel ist das oberirdische Erscheinungsbild von Panax ginseng weniger mystisch. Es handelt sich um eine 30 bis 80 Zentimeter hohe Staude, deren weißliche Blüten in Dolden stehen und sich zu leuchtend roten Früchten entwickeln. Die Pflanze gehört zur Familie der Araliengewächse (Araliaceae) und ist damit ein Verwandter unseres Efeus. Ginseng wird heute auf Plantagen kultiviert, vor allem in China, Korea, Japan und Russland, aber auch schon in Deutschland. Die Wurzeln sind beim Kulturginseng bereits nach fünf bis sieben Jahren erntereif.
Aktivierend und leistungssteigernd
Die moderne Wissenschaft hat den Mythos des Ginsengs als Wunder- und Allheilmittel zwar entzaubert, dennoch konnte eine Vielzahl positiver Wirkungen für die Droge Ginseng radix bestätigt werden. Im Vordergrund stehen dabei aktivierende, leistungssteigernde und immunstimulierende Effekte. So kann Ginsengwurzel oder -extrakt in experimentellen Untersuchungen die Zellteilung und die Proteinbiosynthese fördern. Es zeigten sich unter anderem krebswachstumshemmende Eigenschaften sowie stimulierende Effekte auf B-Lymphozyten und T-Helferzellen. In der Hirnrinde kann es zu erhöhten Neurotransmitterspiegeln kommen. Darüber hinaus ergaben sich Hinweise auf mögliche blutfett- und blutzuckerspiegelsenkende Eigenschaften.
Anti-Stressmittel
Bei Versuchstieren erhöhte Ginsengwurzel die Belastbarkeit unter Stress. In Studien mit Menschen verbesserte Ginseng unter anderem Stimmung, Wohlbefinden, Konzentrationsfähigkeit und Gedächtnisleistung, außerdem körperliche Leistungsfähigkeit und Lungenfunktion bei COPD. Auch das Fatigue-Syndrom bei Krebspatienten konnte gemildert werden. Die Erholungsphase nach Überanstrengung kann durch Ginseng verkürzt werden, ebenso die postoperative Rekonvaleszenz. Ginseng wird als sogenanntes Adaptogen bezeichnet. Darunter versteht man eine Anpassungshilfe, die den Körper wieder in Balance zu bringen vermag und widerstandfähig gegenüber verschiedensten Formen von Stress machen kann.